Warum jetzt ein Blechblasinstrument erlernen? oder

Durchstarten nach 32 jähriger Pause! -Ein Interview-

Hallo Gesine

Ein neues Jahr ist für viele Menschen ein Ansporn etwas zu verändern. Mal etwas neues zu machen oder etwas auszuprobieren. Vielleicht ein Blasinstrument zu erlernen. Auch Du hast vor genau einem Jahr eine Entscheidung getroffen.

Was hat Dich dazu bewegt, nach 32 Jahren wieder aktiv ein Blasinstrument zu spielen?

Das war ganz unspektakulär.

Eine Schulkollegin, die vor 2 Jahren zu Weihnachten ein Ständchen auf der 

Trompete gespielt hat und zudem in einem Posaunenchor spielt, hat mich auf die Idee gebracht, mein altes Flügelhorn wieder heraus zu kramen. 

Was genau hat Dich da so motiviert?

Es war toll zuzuhören, zudem hatte ich wieder Lust in Gemeinschaft zu musizieren. Wo man gemeinsam mit anderen zusammen spielen kann, egal welches Instrument man spielt, ob Trompete, Posaune, Flügelhorn, Tenorhorn oder Tuba. Das ist zwar zur Zeit -Corona bedingt- in der gewünschten Form nicht möglich, aber wir hoffen ja alle auf bessere Zeiten.

Warum die lange Pause?

Naja, nach dem Abitur Studium, Umzug von Büchen nach Lübeck und Hamburg und wieder zurück. Familie mit 3 Kindern und viele Jahre der beruflichen Herausforderung als Pädagogin an einer Schule in Schwerin. Da blieb einfach wenig Zeit. Mittlerweile sieht das etwas besser aus.

Wie kam es dazu, dass Du ein Flügelhorn spielst? Welches Instrument passt eigentlich zu wem?

Da gibt es ja immer kleine Geschichten. Das Flügelhorn war damals -ich war gerade 16 Jahre alt- das einzige Instrument, welches im Posaunenchor zur Verfügung stand. ... und es passte auf Anhieb. Ich war begeistert. Ein anderes Instrument kam dann gar nicht mehr in Frage. Man muss es einfach ausprobieren, was zu wem passt. Die Posaunenchöre in den Gemeinden haben häufig Leihinstrumente, an denen man vieles ausprobieren kann.

Und wie war und ist das mit dem Noten lesen? Davor haben, glaube ich, einige Respekt, oder sie trauen sich das nicht zu! Ist das berechtigt?

Wenn man jung ist, geht das Lernen leichter. Wenn man älter ist, muss man mehr üben, um ein ähnliches Niveau zu erreichen. Das ist vergleichbar mit Vokabeln lernen. Lernen muss man letztlich immer, wenn man etwas erreichen will, unabhängig vom Alter und ein nachhaltiger Nebeneffekt ist, dass Lernen zudem Körper und Geist fit hält.

Du bist jetzt 55 und noch einmal neu durchgestartet. War das schwierig?

Bedingt. Am Anfang war es schwer, wieder einen schönen Ton zu produzieren. Natürlich kamen da auch mal falsche Töne heraus, aber dafür habe ich ja auch seit einem Jahr Unterricht. Vieles war schnell wieder da. Einiges musste ich komplett neu lernen. Mein Ziel ist jetzt, zügig wieder im Posaunenchor mitzuspielen. 

Was würdest Du einem interessierten Neueinsteiger in der Altersgruppe 50-60 oder auch jünger oder älter sagen, wenn sie ein Blechblasinstrument erlernen wollen?

Also mit dem Alter hat das ja erst einmal gar nichts zu tun. Irgendwie hatte doch fast jeder mal in der Kindheit eine Flöte in der Hand und einfache Lieder gespielt, ob mit oder ohne Noten. Man lernt es, wenn man will und vor allem dafür begeistert ist.

Warum könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein, ein Blechblasinstrument zu erlernen?

Vielleicht ist ja in der Zeit der Pandemie und zu Beginn eines neuen Jahres der richtige Zeitpunkt das zu tun, was man schon immer mal machen wollte: Ein Blechblasinstrument zu erlernen. Es ist alles etwas entschleunigt, es steht für viele mehr Zeit zur Verfügung und mit Musik wird das Leben zu jeder Zeit enorm bereichert. Zudem ist es eine besonders gute Form der Entspannung vom Alltag, also ein guter Ausgleich.

Was ist für Dich das Besondere am Spielen in der Gemeinschaft?

Ich empfinde als Pädagogin Freude in Gemeinschaft zu musizieren. Viele Menschen, viele Charaktere, viele Begabungen und generationsübergreifend Musik zu machen, ist ein schönes Gefühl. In einem Posaunenchor findet man das alles vor. Ich finde das großartig und es ist eine echte Bereicherung für mich selbst und letztlich für alle, die miteinander musizieren. Zu guter Letzt danken es auch die Zuhörer. In der jetzigen Zeit kann man sich durch Einzelunterricht gut auf die Zeit vorbereiten, in der das ungehinderte Spielen mit allen zusammen wieder möglich ist. Das kann die musikalische Gestaltung eines Gottesdienstes mit dem ganzen Posaunenchor sein; das Spielen zu besonderen Ereignissen wie Jubiläen oder Geburtstagen etc. in

unterschiedlichen Formationen (Ensembles), bis hin zu einem solistischen Beitrag. 

Wir haben unsere Bläserarbeit im Bezirk Propstei Herzogtum Lauenburg unter das Motto gestellt:

"Sei dabei und Spiel Dich fit", welche Gedanken verbindest Du damit?

Also ich finde, dass sich in dem Motto das vorher Gesagte gut widerspiegelt:

Gemeinschaft erleben, musizieren, sowie Körper und Geist gleichermaßen fördern und fordern.

Was will man mehr?

Das war ein gutes Schlusswort! Vielen Dank Gesine für das Interview und weiterhin viel Spaß beim Musizieren (mkk)